»Gott kommt im Märchen nicht vor«, sagen die einen - »alle Märchen reden von Gott«, entgegnen die anderen. Solchen offensichtlichen Widerspruch versuchen die Autoren dieses Sammelbandes aufzulösen. Sie kommen dabei zu bemerkenswerten Ergebnissen für die Märchenkunde und auch zu erstaunlichen Antworten auf die Sinnfrage der Gegenwart.
Wer die besondere Fähigkeit der Volkserzähler, von Gott zu schweigen oder zu reden, studiert, sieht tiefer hinein in das Wesen der Zaubermärchen und erfährt Wesentliches über Glauben und Volksglauben und über die Geschichte der religiösen Ideen.
Zehn Märchenkenner fragen hier von ihren unterschiedlichen Wissenschaften aus nach »Gott im Märchen«: der Religionspädagoge Betz, der Theologiegeschichtler Thyen, der Pastoraltheologe Lange, der Literaturdidaktiker Sauer, der Romanist Karlinger, der Kirchenhistoriker Bubenheimer, der Volkskundler Moser, der historische Verhaltensforscher Nitschke, der Symbolforscher Rosenberg und der Philosoph Vonessen. Die Antworten, hier von Teilaspekten her gegeben, regen an, das Ganze des umfassenden Themas neu zu durchdenken.