So spannend und so widersprüchlich wie das Leben sind die Märchen, die ja Lebenserfahrung verdichten. Mit dieser lebendigen Vieldeutigkeit haben sich die beiden Kongresse der Europäischen Märchengesellschaft beschäftigt, die im vorliegenden Band dokumentiert sind.
"Homo faber" - wo die Märchen von Handwerkskünsten erzählen, da be schreiben sie nicht einfach vorindustrielle Arbeitsverhältnisse, sie zeigen einen Wesenszug des Menschen auf: das Streben, aus den von der Natur gegebenen Werkstoffen - und darüber hinaus aus seinem Leben - etwas zu machen. Sie erinnern an den Wunsch, ja, die Pflicht, die eigenen Fähigkeiten auszubilden und gekonnt mit der Welt umzugehen. Aber in Spannung zu dieser zutiefst menschlichen Aufgabe und Begabung steht der Traum vom Paradies, das nicht gemacht ist, sondern geschenkt wie das Leben, wie eine große Liebe. Die Anfangsmythen und Paradieserzählungen der Völker deuten sogar an, dass der Mensch als "Macher" die Paradiese zerstört. Die Märchen aber führen uns bildhaft aus dem Unglück zum Glück, in das gewonnene Königreich.
Die Beiträge dieses Bandes stammen von Otto Betz, Heinrich Dickerhoff, Eugen Drewermann, Ursula Heindrichs, Frederik Hetmann, Gisela Just, Sabine Lutkat, Margarete Möckel, Heinz Rölleke, Werner Schmidt, Erika Taube, Helga Volkmann, Renate Vonessen, Franz Vonessen und Kristin Wardetzky.
Erschienen 2005, 285 Seiten