Die in den beiden Bänden "Märchen in Erziehung und Unterricht heute" (Band I "Bildung und Lehre", Band II "Didaktische Perspektiven") versammelten Aufsätze reflektieren von unterschiedlichen Ansätzen her Zugänge zum Märchen im Feld aktueller pädagogisch-didaktischer Theoriebildung und Praxiserfahrungen. Sie greifen damit in eine seit 150 Jahren geführte Auseinandersetzung ein, die seit ihren Anfängen ebenso kontrovers wie leidenschaftlich geführt worden ist.
Gegenwärtig muss sich die didaktisch intendierte Märchenvermittlung kaum noch gegen falsche Historisierung und verengende Soziologisierung verteidigen. Sie scheint sich immer stärker als Souverän im eigenen Lande behaupten zu können, auch wenn die schier endlosen Debatten um die im Märchen dargestellten Grausamkeiten, um patriarchale Rollenstereotypen, frauenfeindliche Tendenzen und um das illusionäre happy end nicht zum verstummen kommen. Hier hat sich ein Geflecht zählebiger Vorurteile ins öffentliche Bewusstsein eingenistet, dass gegen alle theoretisch fundierte, rationale Argumentation immun zu sein scheint.
Umgekehrt geraten einige Verteidiger des Märchens leicht in Gefahr, dem Märchen Kraftreserven zuzusprechen, die - jenseits aller Gesellschaflichkeit - in die bedenkliche Nähe von Heilsbotschaften geraten. Im Zuspruch, den Esoterik und Vulgärpsychologie in ihrer Vereinnahmung des Märchens finden, zeigt sich diese Tendenz in ihrer extremsten Ausprägung. In bewusster Entgegensetzung zu solcher Polarisierung suchen die hier vorgestellten Beiträge nach einer Verständigung über den Umgang mit dem Märchen in Erziehung und Unterricht. Sie wollen den Ort des Märchens in der Alltagserfahrung heutiger Kinder zu klären suchen, um so den bildenden Wert dieser Narrationen erhellen zu können.
Erschienen 1997, 280 Seiten
Jedes Jahr erscheint ein Band mit Forschungsbeiträgen aus der Welt der Märchen, in dem vor allem die Vorträge des Jahreskongresses nachzulesen sind.
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