Märchen, in denen um Liebe und Leben gespielt und getanzt wird; Spiele, in denen uralte Geschichten an- und nachklingen; Tänze, in denen Lebensreisen und -stationen in rhytmische Bewegung umgesetzt werden - die drei Genres berühren und durchdringen sich auf vielfältige Weise. Märchen, Spiel und Tanz haben vor allem eines gemeinsam: Sie sind bedeutsamer, als es ihre bis in unsere Tage tradierten Spätformen verraten; ihre Wurzeln liegen in Mythos und Ritus.
In vielen Gegenden der Erde fanden Forscher unseres Jahrhunderts noch lebendige Zeugnisse von komplexen Überlieferungen, die auf dieses ehrwürdige Erbe, auf gemeinsam praktiziertes Spielen, Tanzen und Erzählen geheiligter Geschichten hindeuten. Daraus ergibt sich der interkulturelle Tenor des vorliegenden Bandes:
Anhand der Riten traditionsgebundener Ethnien etwa in Afrika und Südamerika, im erzählenden Tanz Indiens, aber auch ausgehend von Tänzen im antiken Griechenland, werden diese Zusammenhänge aufgezeigt. Weitere Beiträge gelten den Initiationsriten im Märchen, dem sakralen Tanz sowie den deutschen Volkstänzen und ihren spirituellen bzw. volkskundlichen Hintergründen. Wo liegen die Verbindungen von Harfenspiel und Kinderspiel zu den Märchen? Die Kontaktstellen zwischen Puppenspiel und Märchen sind offensichtlich. Aber wie tanzt und spielt der Teufel im Märchen? Wie ist das Spiel um Liebe und Tod in dem bekannten Märchentypus von der verwünschten Prinzessin tiefenpsychologisch zu deuten? Aus den Einzelaspekten des Themas knüpft sich ein Beziehungsgeflecht von überraschender Mannigfaltigkeit.