Die Tiere und Tiergestaltungen, die uns in den Märchen begegnen - der aus den uralten Schöpfungsmythen stammende Tierbräutigam, die hilfreichen Tiere in den Zaubermärchen oder die menschliche Fehler und Laster verkörpernden Tiermärchentiere - über seit jeher eine seltsame Faszination aus. Seitdem wir über das, was wir den Menschen antun, nachzudenken beginnen, hat sich diese Anziehungskraft eher verstärkt, da uns die Märchen eine Vorstellung von dem ursprünglichen Zusammenleben und der Verständigung zwischen Mensch und Tier geben. Umso erstaunlicher ist es, wie wenig die Märchentiere und vor allem die Tiermärchen in den letzten Jahrzehnten von der Märchenforschung beachtet wurden.
Mit dem hier vorgelegten Band möchten wir einen Anstoß zu einer neuen Beschäftigung mit diesem reizvollen Thema geben. Er enthält eine grundlegende Untersuchung von Lutz Röhrich über den »Herr der Tiere« und Betrachtungen von Erich Ackermann, Oshio Ozawa und Rudolf Geiger über »Tiergestaltige«. Walter Scherf, Hildegunde Wöller und Hermann Bausinger befassen sich mit Tieren, die den Menschen als Zauberwesen beistehen, Franz Vonessen führt die nie erlöschende Aktualität eines Tiermärchens vor, und Wilhelm Solms sucht die Tiermärchen als eine Märchengruppe zu bestimmen. Den Abschluss bilden einige nach wie vor gültige Aussagen über Tiermythen, Tiersagen, Tierfabeln oder Tiermärchen der Brüder Grimm.
Erschienen 1991, 236 Seiten