Liebes-, Schadens- und Teufelszauber, Aberglaube und Wunderheilung, Zaubergaben und Zaubergegenstände, Zaubermotive, -rätsel und -wesen: Diese Forschungsberichte wollen den Zauber der Märchen bewusst machen - was an den alten überlieferten Texten zu bezaubern vermag und was in ihnen von Zauber, Wunder und Rätsel erzählt wird.
Im Zaubermärchen waltet das Magische: die Grenzen zwischen den verschiedenen Welten sind aufgehoben. Wunder ereignen sich, Übernatürliches ist an der Tagesordnung. Spiegel sprechen, Bäume spenden Nahrung und Kleidung, Brunnenschächte führen ins Jenseits - und meistens helfen sie dem Menschen damit aus einem Unglück oder einer Krise. Zaubermärchen sind fast immer Erlösungsgeschichten; sie erlösen, sie lösen den Konflikt, der sich am Anfang des Märchens entwickelt - oft auf märchenhaft einfache Weise. Entspricht diese optimistische Weltsicht der Zaubermärchen der menschlichen Sehnsucht nach einer Welt, wie sie sein sollte?
Zaubermärchen sind Utopien, Liebesgeschichten, Rätsel. Sie sind auch Ausdruck eines Stücks Lebenswirklichkeit vergangener Zeiten. Und sie gelten in allen Kulturen als eigentlicher Kern der Gattung Märchen. Unter den Stichworten "Zauber" und "Märchen" wurden hier die unterschiedlichsten Märchenmotive und Erzählmuster untersucht.
Welche symbolische Bedeutung hat der Zauberspiegel in "Schneewittchen"? Warum werden dem Helden im Märchen so oft Rätsel aufgegeben? Welche Rolle spielen Natur und Landschaft im Zaubermärchen? Wieviele Facetten weiblicher Zauberkünste birgt das Märchen?
Die neuesten, in diesem Band zusammengestellten Ergebnisse der bekanntesten Märchenforscher machen verständlich, warum die alten Texte nie ihre Aktualität verlieren: Sie helfen uns dabei, uns auf das Abenteuer des Lebens einzulassen.
Erschienen 1998, 319 Seiten