Die Frau im Märchen gibt es nicht. Und schon gar nicht trifft die Meinung zu, die Frau im Märchen sei geduldig leidend, inaktiv, dem Helden und der alles bestimmenden Männerwelt untergeordnet. Da das Märchen kulturgeschichtliche und psychologische Sachverhalte reflektiert, symbolisiert und interpretiert, ist auch das Bild der Frau im Märchen äußerst facettenreich; aus der Vielfalt werden hier die Prinzessin, die Hexe, die Spinnerin und die liebende Frau auf der Suchwanderung nach ihrem entrückten Manne vorgestellt.
Ebenso sind ethnische und historische Verhältnisse bestimmend: anders wird die Frau in den »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm aufgefasst, anders im russischen (Heldenfrau, Baba Jaga) oder im afrikanischen Märchen. Ob auch so zurückliegende Lebensformen wie das Matriarchat im heutigen Märchen nachwirken, wie vielfach behauptet wird (Erbfolge über die Königstochter, Große Mutter, Geschwisterehe u.a.), lohnt der Überprüfung. Aus der Konfrontation der sich als emanzipiert verstehenden »modernen« Frau mit ihrem traditionsreichen »konservativen« Pendant im Märchen entstand die zeitgenössische Märchenkritik, insbesondere im angelsächsischen Raum. - So gehen die 12 Autoren dieses Bandes von sehr differgierenden Betrachtungsweisen des gleichen Themas aus - der Leser mag selber urteilen, welche von ihnen am engsten ins Zentrum des Märchens führt.
Jedes Jahr erscheint ein Band mit Forschungsbeiträgen aus der Welt der Märchen, in dem vor allem die Vorträge des Jahreskongresses nachzulesen sind.
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