»Es war einmal, es wird eines Tages sein; das ist aller Märchen Anfang.« - So beginnt ein bretonisches Märchen, und diese Formel spricht Entscheidendes aus über das Märchen und über die Zeit: das Erzählte hat überzeitliche Gültigkeit, es ist dauernde Gegenwart, permanent ist es aktuell, wie selbstverständlich ist das Vergangene Zukunft in der Gegenwart des Erzählten!
Eine der brennendsten Fragen des modernen Menschen ist die Frage nach der Zeit. Naturwissenschaft und Technik haben das Faszinosum der Geschwindigkeit geschaffen; Sekundenbruchteile sind messbar und entscheiden über Siege oder Verluste, und der Terminkalender lässt keine Atempause: aber das unmenschliche Tempo macht blind für menschlichen Möglichkeiten.
Was verleiht Dauer? Wo gibt es erfüllte Zeit, was gewährt den »nunc stans«? Erinnern wird notwendig sein, wenn wir Zeit und Zukunft schöpferisch gestalten wollen. Die Märchen sind erinnerte Zukunft, und so ist es wichtig, sie in der Gegenwart zu befragen. Das vorliegende Buch erschließt ein weites Spektrum von Betrachtungen zum Thema »Die Zeit im Märchen«, und es ist spannend zu erfahren, welche Aspekte für den Leser eröffnet werden.