Kein Geringerer als Jacob Grimm sah in den Märchen poetische Bruchstücke vergessener Mythen. Tatsächlich sind zahlreiche Märchenmotive und -bilder schon in der antiken Überlieferung und in Urzeitgeschichten anderer Völker belegt. Reichen deshalb unsere Märchen Jahrtausende in die Frühzeit hinab oder sind sie, wie andere meinen, nicht vor dem 16. Jahrhundert entstanden?
Den noch immer heftig umstrittenen Zusammenhängen und damit den Fragen nach dem Alter der Märchen überhaupt gingen Sachkenner aus veschiedenen Ländern Europas in einem einwöchigen Synposium in der griechischen Universitätsstadt Ioannina nach, dessen Ergebnisse wir hier veröffentlichen. Aus ihren unterschiedlichen Fachrichtungen führen Autoren ein in die Anfänge, Entwicklungen, Formen, Inhalte, Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Mythos und Märchen und in die Besonderheit mythischen Erzählens. So spannt sich der Bogen der Thematik von Adapa, dem ersten Menschen in Alt-Babylon, über Homer bis zu den Brüdern Grimm und den Erzählern unserer Tage. In einigen ausgewählten Beispielen kommen Glaubenswirklichkeit, Überlieferungswege und Erzählkulturen von Mesopotamien bis Alaska, von Skandinavien bis Thailand zur Sprache.
Vor allem jedoch begegnen wir in diesen Beiträgen dem Menschen schlechthin, nicht nur den antiken oder modernen Mythen- und Märchenhelden, sondern auch unserer eigenen Seele: denn auch wir sind Odysseus!
Jedes Jahr erscheint ein Band mit Forschungsbeiträgen aus der Welt der Märchen, in dem vor allem die Vorträge des Jahreskongresses nachzulesen sind.
Diese Bände verkaufen wir laut Satzung ausschließlich an unsere Mitglieder. Wenn Sie kein Mitglied der EMG sind, wenden Sie sich bitte direkt an den Verlag Königsfurt-Urania oder den Buchhandel.