Im Dezember 2016 wurde auf unseren Antrag hin das Märchenerzählen durch das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Damit hat das Märchenerzählen als Kulturgut eine besondere Würdigung erfahren – und alle Märchenerzähler einen Ansporn, zum Erhalt unseres gemeinsamen Kulturgutes beizutragen. Die EMG hat sich mit ihrem Antrag in ganz besonderer Weise zur Pflege des Märchenerzählens verpflichtet und wird das auch einlösen.
Wir freuen uns über diese Anerkennung – aber sie ist nur ein erster Schritt. Denn alle, die sich mit Märchen beschäftigen wissen, dass die Märchen und das Märchenerzählen nichts Nationales sind. Märchen sind gleichzeitig von einer spezifischen Kultur geprägt und international; sie sind identitätsstiftend und völkerverbindend; sie lassen das Eigene und das Fremde erkennen.
Deshalb streben wir an, internationale Partner zu gewinnen, mit denen wir uns gemeinsam um eine Eintragung in die weltweite Liste bemühen können. Eine derartige Anerkennung würde das Märchenerzählen als weltweite Kulturtechnik ernstnehmen.
Das analoge Erzählen würde in der übergroßen Konkurrenz der digitalen Medien die Stärkung erhalten, die es dringend braucht. Wenn das Erzählen verloren geht, gehen das Erinnern und die Identität verloren – und damit die Verbindung zu den eigenen Wurzeln. Nur diese Verbindung ermöglicht den konstruktiven Kontakt mit anderen Traditionen und Überlieferungen. Bessere und friedlichere Botschafter als die Märchen und ihre Erzähler:innen lassen sich schwer denken.